Hagener Forum Nachhaltigkeit

Am Freitag, den 22. August, war das AllerWeltHaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Hagener Forum Nachhaltigkeit, das sich in Hagen unabhängig und unparteilich für eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung einsetzt, hat eingeladen – und viele wollten wissen, wie die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters über die Zukunft ihrer Stadt denken. Moderiert wurde die Diskussion von Johann Dieckmann, Klaus Hirschberg, Dr. Rolf L. Willaredt und Udo Pfeiffer. Die Stimmung war aufmerksam, manchmal gespannt, und man merkte sofort: Es ging um mehr als um Wahlkampf. Es ging um die Frage, wie Hagen die Herausforderungen von Mobilität, Hochwasserschutz, Energiewende und Bildung meistern will.

Vier Persönlichkeiten, vier politische Farben

Auf dem Podium wird schnell deutlich, dass die vier Kandidaten aus sehr unterschiedlichen politischen Biografien kommen. Josef Bücker, Mitgründer von Hagen Aktiv, spricht mit der Erfahrung aus Jahrzehnten in Ausschüssen von der Stadtrat – und mit spürbarer Ernüchterung. Der Beschwerdeausschuss sei, so sein Fazit, ein „zahnloser Tiger“. Deshalb will er neue Formen direkter Beteiligung, etwa Bürgerräte.
Jörg Fritzsche, der grüne Kandidat und Lehrer am Rahel-Varnhagen-Kolleg, erzählt von seinen Anfängen im Studentenparlament und machte klar, dass er die jungen Menschen in der Stadt stärken will, in ihnen sieht er „Kräftereservoir“, das die Stadt wieder nach vorne bringen sollte.
Thomas Köhler, Sozialdemokrat durch und durch, wuchs, wie er sagte, „in einem SPD-Haushalt“ auf. Sein Anliegen ist es, die Stimme der „kleinen Leute“ zu sein. Bürgerräte lehnt er ab, doch er setzt auf projektbezogene Beteiligung, etwa über digitale Formate.
Dennis Rehbein von der CDU schließlich bringt die Sichtweise eines Finanzmannes mit. Entscheidungen in Hagen, so seine Überzeugung, seien komplex und oft unbequem. Umso wichtiger sei es, sie offen mit den Bürgerinnen und Bürgern und auch mit Einbezug aller beteiligten politischen Akteure und Wirtschaftsvertreter live zu besprechen – wissend, dass es im Rathaus Mehrheiten und Kompromisse braucht.

Streitpunkt Mobilität

Als es um Brücken, Tunnel und Verkehr geht, nimmt die Diskussion Fahrt auf. Thomas Köhler sieht den Brückenabriss der Altenhagener Brücke als unausweichlich und fordert, endlich neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Bücker pocht auf Mehrheitsperspektiven: Bahn, Anwohner, Politik – alle müssen an einen Tisch. Fritzsche warnt davor, Hagen bei dieser Mammutaufgabe allein zu lassen. Land und Bund müssen mitziehen, sonst sei das finanziell nicht zu stemmen. Rehbein spricht von themenbezogenen Projekten, die Bürgerinnen und Bürger wie auch die Wirtschaft an den Tisch bringen sollten.
Beim Personentunnel waren sich die meisten einig: Der Werdetunnel ist keine praktikable Lösung für Fahrradfahrer. Der Durchstich der Personenunterführung im Hagener Hauptbahnhof zu Westside muss gebaut werden, dabei müsse Hagen in Fuß- und Radwege investieren. Rehbein brachte zusätzlich die Idee einer kommunenübergreifenden Verkehrsplanung ein. Und beim Dauerproblem Parken schwanken die Vorschläge zwischen Carsharing, neuen Parkhäusern und der klaren Forderung, schon bei Neubauten den Parkraum mitzudenken.

Energie – zwischen Anspruch und Realität

Die Frage, warum Photovoltaikanlagen auf städtischen Dächern nicht vorankommen, brachte neue Energie in die Runde – im wahrsten Sinne des Wortes. Rehbein verteidigte die Verwaltung: Jedes Gebäude müsse individuell geprüft werden. Bücker hält dagegen, dass zumindest Neubauten verbindlich mit PV-Dächern ausgestattet werden müssten. Köhler erinnert daran, dass Energie lange zu billig gewesen sei – erst jetzt entstehe der nötige Druck, neue Wege zu gehen. Einig sind sich am Ende alle, dass Hagen besonders im Hochwasserschutz nur gemeinsam mit Nachbarkommunen vorankommen kann, ob bei Photovoltaik, Windkraft oder Flächenplanung.

Bildung als gemeinsamer Nenner

Am Ende der Diskussion war es fast ein kurzer Moment der Einigkeit. Neue Grund- und Gesamtschulen, so betonen alle Kandidaten, sind dringend notwendig. Die Streitfrage ist der Standort, nicht das Ob. Hier zeigte sich, dass bei allen Unterschieden auch ein gemeinsames Verantwortungsgefühl vorhanden ist.

Ein Abend mit klaren Konturen

Das Hagener Forum Nachhaltigkeit hätte gerne noch mehr Fragen gestellt, doch die Zeit verging schnell. Was blieb, war der Eindruck von vier Persönlichkeiten, die ihre Stadt gut kennen – und die sie mit unterschiedlichen Farben und Ideen in die Zukunft führen wollen. Für viele unentschlossene Bürgerinnen und Bürger bot der Abend neue Perspektiven: Die Kandidaten sind nicht nur Ideengeber, sondern zeigen auch, dass sie Macher sein wollen.